Hier kommt nun der neue Blog zu unserem Leben in einer Yurte. Wir wollen so viele Infos und Fotos wie möglich veröffentlichen, um nützliche aber auch unterhaltsame Anregungen an Interessierte weiter zu geben. Geteilte Freude ist doppelte Freude. Also ran ans Lesen.
Die Yurte (Jurte) - was ist denn eigentlich eine Yurte?
Wikipediaartikel zu Jurte
Da das nun geklärt ist, möchte ich auch gleich starten. Wie haben wir angefangen, wo sind wir jetzt und wo wird es hingehen? Auf diese Fragen werden die folgenden Einträge eingehen.
Teil 1 von 1
Die
Fahrt von Beckys Eltern in Orange, Connecticut bis nach Winchester,
New Hampshire dauert etwas über zwei Stunden. Winchester hat
irgendwas bei 5000 Einwohner. Da die Stadt aber so breitgelatscht
ist, wirkt es eher wie eine kleine Siedlung. Jane und Jason leben
zusätzlich noch ca. Drei Kilometer von der Downtown entfernt,
wodurch noch mehr Ruhe auf ihrem Grundstück herrscht. Man fühlt
sich dort, um genau zu sein, wie mitten in der Wildnis.
Von
der Straße, die selbst nur eine unasphaltierte Straße ist, fuhren
wir links auf Jane und Jasons Einfahrt ab, die ca. 300M den Berg
hinauf bis zu ihrem Haus führt. Der Weg ist eigentlich eher was für
Traktoren als Autos und verändert sich mit jedem Regen. Also auf
klardeutsch eine richtige Scheißstraße. Mit ach und krach schaffte
es der Truck den Berg rauf, ohen etwas bei der holprigen Fahrt zu
verlieren.
Am
nächsten Tag den 6. Oktober gings dann so richtig an die Arbeit und
das Projekt Yurte wuchs aus seinen Vorbereitungen heraus und wurde
offiziell angepackt.
Jason
hatte ein paar Plätze im Kopf, die sich gut für eine Yurte machen
würden. Am Ende viel die Entscheidung aber ziemlich einfach und
schnell. Wir entschieden uns für die jetzige Stelle aus den
folgenden Gründen:
- Der Bach ist nur ca. 10 Meter entfernt, wodurch alles sanitäre deutlich einfacher wird.
- Man kann bis auf ca. 20 Meter mit dem Auto an die Yurte ran fahren, was sich als Lebensretter erwieß!!!
- Die Stelle ist relativ flach und brauchte nur wenig Bearbeitung, um mit dem Bau zu beginnen.
- Das Haus ist nur ca. 150 Meter entfernt, was uns den Segen von elektrischem Strom beschert, sowie schnellen sozialen Kontakt ermöglicht.
Das
waren so die Hauptaspekte, die den Platz zu Gewinner machten.
Kahlschlag
und Landbearbeitung
Als
allererstes musste eine Fläche geschaffen werden, die genug Platz
für unsere Yurte bietet. Da die kompletten 40 Hektar von J&J
Wald sind, ließ es sich nicht umgehen ein paar Bäume zu fällen.
Jason fing an mit der Kettensäge Bäume raus zu schneiden, während
Becky, Jane und ich die Äste auf immer größer werdende Haufen
aufschichteten, dann die zerstückelten Stämme zu Feuerholzstapel
aufstapelten und versuchten Ean (J&J's Sohn) davon abzuhalten uns
von der Arbeit abzulenken.
Außerdem
räumten wir alle halb verotteten Äste und Bäume beseite, die auf
der Lichtung lagen.
Von
J&J's Haus aus kann man mit dem Auto auf einem engen Waldweg 100m
reinfahren. Dort muss man parken und 10m zum Bach runter laufen, den
man dann überqueren muss, um auf den Yurtenplatz zu gelangen.
Beispielsweise unseren Holzofen (ca. 200kg) auf die andere Seite zu
kriegen währe so gut wie ein Ding der Unmöglichkeit gewesen. Also
musste eine Brücke her. Jason fällte zwei größere Bäume am
Bachufer so, dass sie fast perfekt nebeneinander über den Bach
stürzten und soit die Brücke schon fast fertig war. Mit seinem
Traktor zog und schob er die Stämme dann in perfekte Position,
sodass nur noch Bretter drauf mussten, um die Brücke angenehm
begehbar zu machen.
All
diese Aktionen haben zwei Tage gedauert. Das waren zwei Tage, die J&J
uns von ihrer Zeit als Hilfe zur Verfügung stellten, da dafür
einfach viele Hände und ein paar Maschinen notwendig waren.
Materialerbeutung
oder Die Liebe zur Müllhalde – das beste Ressourcenlager der
Menschheit
Die
Yurte hat 1900 Dollar gekostet. Dazu kamen 165 Dollar für den Ofen
und ein paar weitere kleine Investitionen, die einfach nötig waren,
wollten wir so schnell wie möglich einziehen und wenigstens etwas
komfortabel leben. Der konventionelle Häuslebauer wäre nun in den
Obi gefahren und hätte alle “Notwendigkeiten” für viel viel
Geld gekauft. Wir wollten es aber bei unseren Ausgaben belassen und
wie schon vor über zwei Jahren beim Floßbau hauptsächlich das
nutzen, was alle anderen wegschmeißen. Und wir leben in der
kapitalistischsten aller Gesellschaften – da wird unheimlich viel
weggeschmissen. So viel, dass es mir schlecht wird und ich
Agressionen bekomme.
Ich
hatte schon genau im Kopf, wie schnell, effizient und kostenlos eine
prima Plattform bauen konnten, auf der die Yurte stehen würde.
Paletten,
Paletten und nochmals Paletten!!! Paletten sind das Großartigste
Fertigbauelement, das man in die Finger kriegen kann. Großmärkte
wollen sie umsonst los werden, sie sind äußert stabil, doch
gleichzeitig relativ leicht und lassen sich super einfach bearbeiten
(wer bitte ist denn nicht in der Lage einen Nagel in eine Holzlatte
zu schlagen?). Hinzu kommt noch, dass die meisten Paletten eine
genormte Größe haben, wodurch es nochmals einfacher ist zu planen
und zu bauen. Da die Paletten nicht direkt auf dem Boden liegen
sollten, um Schimmel zu vermeiden, hatte ich im Kopf Betonblöcke
unter jede Ecke zu legen, um Luft unter die komplette Palttform zu
bekommen. Außerdem ist das Land etwas geneigt, was hieße: entweder
graben und schaufeln wie ein Bekloppter und die komplette Fläche so
auf Waage bringen, oder einfach nach unten hin immer höher werdende
Betonblocktürmchen bauen, wo obendrauf dann die Paletten liegen.
Graben kann man an dieser Stelle gleich vergessen, zumindest wenn man
nur eine Hacke und eine Schaufel hat. Mit einem Bagger oder genug
Zeit und den sechs Armen von Shiva geht es aber wir hatten weder
noch. Der Höhenunterschied von der höchsten zur flachsten Stelle
beträgt ungefähr einen Meter, was bedeuten würde, dass man einige
Kubikmeter Erde und Gestein bewegen müsste, um das auf Waage zu
bringen. Darauf hatten wir keinen Bock. Also Betonblöcke. Nun stellt
man sich vielleicht die Frage: wo bekomme ich jetzt aber dutzende
Betonblöcke kostenlos her? Doch wie gesagt, wir leben im
Kapitalismus. Kurz rumfahren, die Augen offen halten und alles kommt
zu einem hingeflogen.
Unsere
erste Fahrt zur Müllhalde von Keene war ein voller Erfolg. Schon auf
dem Weg dorthin entdeckte ich einen riesigen Haufen von Betonblöcken,
genau die Art, die wir suchten, auf einer Art Schutthalde, wo mal ein
Haus stand, das abbrannte, woher die Blöcke stammten. Wir fuhren mit
dem Truck ran, beluden die Hälfte der Ladefläche mit Blöcken,
fuhren weiter zu Müllhalde und packten den Truck voll, sodass er
fast in die Knie ging. Alles was das Herz begehrte war dabei: Bauholz
in Massen, eine Lampe, zwei große schwere Teppiche und einen Haufen
von Krimskrams. Zurück bei J&J entluden wir alles und gingen
wieder auf die Jagd. Nach ungefähr vier vollen Truckladungen hatten
wir die wichtigsten Dinge beisammen, um mit dem Bauen zu beginnnen.
Das
Tablett oder Die Plattform
Als
erstes säuberten wir den Platz mit Rächen von allem Gröberen und
steckten die Mitte mit einem Pflock ab und banden einen Strick dran,
der genau die Länge des Radius der Yurte hatte, um dann mit dem
anderen Ende des Stricks in einem Kreis um den Pflock zu laufen und
in Abständen weitere Pflöcke für den Rand der Plattform
abzustecken. Dann kamen die 25 Paletten ins Spiel, die die Palttform
bilden würden. Wir legten sie aus und puzzelten so lange, bis alles
passte.
Die nächsten zweineinhalb Tage war ich damit beschäftigt alle Paletten mit Blöcken oder Türmen aus Blöcken zu unterlegen, was eine absolut ätzende Arbeit war, während dessen Becky drei der gefällten Bäume mit einem Schälermesser zu entrinden begann, die später Teil der Yurtenkonstrukion sein würden. Als die Plattform fertig war, sah alles schon viel besser aus. Einige der Türmchen waren
alleine zwar etwas wackelig, aber sobal die Plattform mit dem Yurtenboden verschraubt sein würde, wäre das kein Problem mehr. Das nächsten Puzzel war der Yurtenboden. Er besteht aus ca. 1cm dicken Spanplattenteilen, die so zusammen passen, dass am Ende ein perfekter Kreis rauskommt. Nach ewigem Hin- und Herschieben und Rumgedrehe lag der Boden endlich in seiner letzten Position, so, dass er nicht mehr als eine Handlänge über die Palettenplatform überhing. Er sollte ein wenig überhängen. Der Grund kommt später. Auf Zehenspitzen schwebend (um ja nichts zu verschieben) verschraubten wir nun jedes Fußbodenteil mit den darunter liegenden Paletten, um aus den losen Teilen von Plattform und Fußboden ein einziges Stück Bauwerk zu machen, wo sich nichts mehr bewegen sollte. Ein paar hundert Schrauben später war das ganze dann eine solide gelandete Untertasse.
Die
Yurte
Fünf
Tage hat es gedauert, bis wir mit dem Bau der eigentlichen Yurte
anfangen konnten. Naja, eigentlich zählt ja der Fußboden schon voll
mit dazu aber so richtig spannend wird’s erst, wenn das eigentliche
Zelt aufgebaut wird.
Es gibt 10 Wandpfeiler, die aus handgelenksdicken Ästen bestehen. Diese wurden in die dafür vorgesehenen Löcher am äußersten Rande des Fußbodens gesteckt, sodass sie idealerweise an der darunter liegenden Plattform vorbei gleiten und dann genüsslich ein paar Zentimeter in den Waldboden eindrangen, wo sie verweilen sollten. Leider war der Waldboden so weich, dass sie teilweise nicht mehr aufhörten mit dem Eindringen und immer weiter einsunken, sobald man etwas Belastung oben drauf gab. Dagegen haben wir einfach Bretter untergelegt, um den Druck auf eine größere Fläche zu verteilen. Als alle Pfeiler aufrecht in den Löchern steckten, wurden sie dann an den Enden mit Balken verschraubt, sodass am Ende ein Ring entstand, der in ca. 1,50m Höhe auf den Pfeilern ruhte. Mit etwas Rumgewurschtel brachten wir es fertig die Tür samt Ramen einzusetzen. So weit so gut für die Wand, die an der Stelle theoretisch nur noch ihre „Jacke“ brauchte.
Was
als nächstes kam war das Dach, was sich easy anhörte zu errichten,
uns jedoch dann etliche Sorgen bereitete. Joe sagte: „Hier gebe ich
euch noch ein paar Rollen Yurtestrick mit, mit dem ihr die Dachlatten
an dem Wandring und an dem Dachring verbindet.“ Die Latten hatten
dafür vorgebohrte Löcher. Einfach ein Stück Strick durchs Loch
fummeln, um den Balken wickeln und dann nen Knoten machen. So hat Joe
die Yurte aufgebaut, wie wir sie gesehen haben, als wir sie von ihm
abkauften. Also probierten wir genau das, obwohl ich da schon
skeptisch war, dass so ein Bisschen Strick das Gewicht und
zusätzliche Schneelast im Winter aushalten sollte. Natürlich
funktionierte es nicht. Wir starteten mit vier Latten. Diese
verknoteten wir zuerst mit dem Dachring und wollten dann den Ring
nach oben in die Höhe drücken, wo er hin gehörte, damit wir danach
das andere Ende der Latten mit den Balken der Wand verknoten konnten.
Doch die Last war immer zu groß, sodass der Strick riss und riss und
riss. Scheiße, dachte ich. Wie soll das denn funktionieren??!! Ein
stärkeres Verbindungsstück für die Wand musste her. Mir kamen
Kabelbinder in den Sinn. Die halten was aus und das dämliche
Rumgefriemel und Knotenmachen fiel dabei auch weg, was mich bei den
32 Latten zum Ausrasten gebracht hätte. Also fuhren wir fluchs nach
Winchester in den Baumarkt und kauften die dicksten und längsten
Kabelbinder, die es gab.
Zurück
an der Yurte probierten wir sie noch schnell vor dem Sonnenuntergang
aus und und waren enttäuscht, als auch das nichts half.
„Ich
würde sie mit dem Dachring verschrauben und an der Wand Kabelbinder
verwenden“, sagte ich schließlich zu Becky. Am Ende würden
sowieso noch drei massive Pfosten in der Mitte der Yurte stehen, die
den Ring hoch halten, damit unsere Hütte auch ja Lastensicher ist.
Damit wäre auch zu viel Stress von der Wand weg genommen, die eh
nicht sehr stabil ist. An dieser Stelle ist uns beiden bewusst
geworden, dass wir die Yurte anders designed hätten. Doch nun
mussten wir uns halt was einfallen lassen, um trotzdem erfolgreich zu sein.
mussten wir uns halt was einfallen lassen, um trotzdem erfolgreich zu sein.
Am
nächsten Tag gings mit neuem Plan ans Werk. Ich bohrte Löcher in
die Latten vor, um sie beim Verschrauben nicht zu sprengen. Wir
nahmen einen starken langen Ast, an dessen Ende wir ein Kreuz aus
Brettern nagelten. Dann stellten wir den Ast senkrecht in der Mitte
der Yurte auf, legten den Ring oben drauf, spannten das ganze nach
fünf Seiten mit Seilen ab, sodass es freihand stand und ich begann
die Latten an den Ring zu schrauben, während Becky gleichzeitig das
andere Ende mit Kabelbindern an den Wandbalken befestigte. Als alles
fertig war, nahmen wir den Stützast weg und: tadaaaaa, das Gerippe
der Yurte stand, ohne in sich zusammen zu fallen. Dann warfen wir die
Dachplane über und fertig war der überdachte Unterstand. Das Ding
nahm tatsächlich Form an!
Jason
baute uns einen zweiten Ring, den wir dann zusammen von unten an die
Latten anlegten und mit 16 Bolzen mit dem oberen Ring so
verschraubten, dass die Latten von beiden Ringen wie in einem
Sandwich eingeklemmt wurden. So gab es keine Möglichkeit mehr, dass
die Latten sich irgendwo hin bewegten. Bis dahin hingen sie nur,
festgeschraubt am oberen Ring, was bei Schneelast etwas beunruhigend
und höchst wahrscheinlich nicht sicher gewesen wäre. In der
Zwischenzeit reinigten Becky und Jane unsere Teppiche, die wir von
der Müllhalde aufgelesen haben. Am Ende des Tages brachten wir all
unsere Habseeligkeiten in die Yurte. Jason half uns dabei mit seinem
Traktor. Er lud alles auf die Gabeln und fuhr das Zeug bis zur
Brücke, was uns eine riesen Mange Schlepperei ersparte.
„Fertigstellung“
Acht Tage nach Beginn der Baumfällarbeiten stand die Yurte, so wie sie jetzt steht. Fertig war sie allerdings noch lange nicht. Wir hätten nie gedacht, wie lange es noch dauern würde, bis wir das erste mal den Ofen einheizen und unsere erste Nacht im neuen Eigenheim verbingen würden. Zuerst musste noch der Ofen sicher installiert werden, was sich hauptsächlich auf den Schornstein beschränkte. Dieser sollte planmäß durch die Mitte des Dachrings nach draußen führen. Dafür mussten wir jedoch erst eine Konstruktion bauen, die den Schornstein auch sicher in der Mitte hält, sowie eine Art Dom schafft, wie man es von traditionellen Yurten her kennt, die den Regen auf die große Dachplane ableiten soll. Nach akribisch deutschem Rumtüfteln, vielfach Vermessen, Sägen und Schrauben, hatte ich eine Konstruktion zusammen, die aus einem Ring (oh man, noch ein Ring???) oder besser gesagt einem Hexagon bestand, dass auf drei nach außen gespreizten Beinen stand, welche wie auch die Latten zwischen die beiden Dachringe eingeklemmt wurden. Durch dieses Hexagon wurde dann das einzige Stück Schronstein geführt, das wir gekauft haben. Für das Bisschen Metall haben wir 100 Dollar hingelegt. Es ist ein ca. 1m langes Stück isolierter Schornstein, der nicht heiß wird und somit mit unserer Plastikdachplane in Berührung kommen kann, die dann mit einem Loch in der Mitte über den Schornstein gestülpt wurde und mit Gaffa (Ducktape) direkt am Schornstein regendicht abgeschlossen wurde. Wie man sieht, haben wir alle unsere Bauweisen und Probleme auf die kostengüstigsten und einfachsten aber recht effektiven Varianten gelöst.
So,
Platform gebaut, Yurte errichtet, Ofen installiert und alle Planen
drüber gelegt und verspannt. Das wars an großen Aktionen. Im
Vornherein klang das für uns eher wie 3-4 Tage ein Bisschen
rumwerkeln und dann würden wir drin schlafen. In der Realität hat
es aber 12 Tage gedauert, bis wir das erste Feuer entzündeten. Das
ist natürlich Nichts im Vergleich zu einem richtigen Haus, das Jahre
dauern kann, doch für eine Yurte unerwartet lang, die dann im
Schnitt doch nur um die drei Tage dauern. Das sind dann aber
professionell gebaute Yurten, die wahrscheinlich mit Anleitung kommen
und wir nicht bei jedem Schritt noch rumgetrickst werden muss. Dafür
zahlt man dann aber auch seine 6.000-10.000 $. Da gönne ich mir doch
10 Tage mehr fürs Aufbauen.
Das
erste Feuer
Alles war eingeräumt. Den Boden haben wir mit zwei Schichten dickem Karton ausgelegt, über die dann die Teppiche gewurfen wurden. Wenn wir schon in einem großen Zelt leben, wollten wir wenigstens was isolierendes für den Fußboden tun. Der Ofen stand in der Mitte auf seinen Fließen, das aufblasbare Bett lag an seinem Platz, der Tisch stand aufgebaut, der Schrank in seiner Ecke und die Müllhaldenlampen tauchten unser Heim in warmes, rotes und weißes Licht. In feierlicher Andacht und mit Kribbeln im Bauch knieten wir vor dem Ofen, dem Herzstück, unserem Leben spendenden Gott nieder, ergriffen den Zunder und das Feuerzeug und hauchten dem Haus den Odem ein: das erste Feuer!!! Es dauerte zwar 10 min bis es brannte, denn erst funktionierte das Feuerzeug nicht und wir mussten ein anderes vom Haus holen gehen und außerdem stellte sich Becky um ehrlich zu sein etwas ungeschickt an, doch dann flackerten die Flammen auf und … es fing fürchterlich an zu stinken! Wir sprühten den Ofen Tage zuvor mit neuer Farbe ein, um ihn wieder schick zu machen und vor Rost zu schützen und das Ergebnis stieg uns promt in die Nase. Es dünstete derart stechend die Chemikalien aus der Farbe aus, dass wir buchstäblich nach 20min mit Kopfschmerzen deprimiert zurück ins Haus gingen und noch eine Nacht bei J&J im Gästezimmer schliefen. Die beiden wurden auch schon langsam ungeduldig und wollten ihr Haus wieder für sich haben und wir wollten die Gastfreundschaft nicht überstrapazieren, doch es ging nicht anders. Der Ofen musste erst ein zwei Tage richtig heiß durchgefeuert werden, bis man sich in seiner Nähe aufhalten konnte. Also ließen wir ihn am nächsten Tag komplett laufen, während ich an der Brücke weiter baute und Becky die Dachplane mit einem Wasserabweiser anstrich.
Und
an diesem Abend war es soweit. Es roch zwar immer noch recht heftig,
doch man konnte es aushalten und so verbrachten wir unsere erste
Nacht bei sternklarem Herbsthimmel in unserer Yurte.
Die
ersten Tage
Die
erste Nacht war bescheiden. Wenn der Ofen Holz bekommt, wird es sehr
schnell sehr heiß im Haus, doch nach ein paar Stunden ist das Holz
Asche und dann wird es sehr schnell sehr kalt, natürlich weil wir in
einem Zelt wohnen und die Isolierung fehlt. Wir legten uns also
angenehm warm ins Bett und wachten mitten in der Nacht frierend
wieder auf. Außerdem verlor das Luftbett langsam seinen Inhalt,
wodurch der kalte Boden immer näher kam und es immer ungemütlicher
wurde. Doch die anfänglichen Probleme lösten sich schnell auf,
nachdem wir unser Verhalten geändert und die Yurte weiter verbessert
haben.
Unsere
Küche war einfach nur der Küchentisch mit dem
2-Brenner-Campingkocher drauf, der unser neuer Herd sein würde. Am
Tisch wurde gekocht, gegessen und sonstigerweise Zeit verbracht,
sofern wir nicht schliefen oder arbeiteten. Wenn Geschirr angefallen
ist, dann mussten wir zum Bach runter stolpern (es liegen einige
Bäume im Weg) und dort unser Geschirr waschen (ohne Spülmittel).
Das war natürlich etwas nervig, doch bis das jetzige System
installiert war, dauerte es noch ein paar Tage.
Die
Toilettengeschäfte haben sich erstaunlicherweise zu Beginn von
alleine geregelt. Für den flüssigen Ballast traten wir einfach nur
vor die Tür und wechselten wie bei der Vier-Felder-Wirtschaft immer
mal die Bäume, um den Dünger auch ganz bewusst gleichmäßig zu
verteilen. Der Rest kam immer genau zur richtigen Zeit, gerade dann,
wenn wir in J&J's Haus oder in der Gegend unterwegs waren. Das
erste große Geschäft wurde erst eine Woche nach dem Einzug in der
dafür hergerichteten Einrichtung abgewickelt (abgewickelt – man
lasse sich das Wort mal auf der Zunge zergehen).
Die
ewige Verbesserung des Eigenheims
Nachdem
wir nun endlich aus dem Haus und in die Yurte eingezogen sind und
alles was wir zum Leben brauchten auf sehr sporadische Weise
befriedigt wurde, war es nun an der Zeit mit kleinen Tricks und
Baumaßnahmen unseren Lebenskomfort um ein Vielfaches in die Höhe zu
treiben. Dazu zählte:
- die Wassersituation verbessern.
- Ein Plumsklo bauen
- eine Küche bauen
- Matratze kaufen und Bett bauen
- die Yurte so gut es geht Luftdicht abschließen
- Strom in die Hütte holen
- jede Menge Holz besorgen
- und all die restlichen Problemchen beheben, die unterwegs noch angefallen sind
Dieser
Prozess hat sich über mehr als einen Monat hingezogen. Becky hat
ihren alten Job wieder bekommen, bei dem sie vor zwei Jahren
aufgehört hat. Sie fing also bei Fritz, einem Sandwichrestaurant an
zu arbeiten, da ihre Schulden vom Studium demnächst an die Tür
klopfen und zurück gezahlt werden wollen. Ich blieb derweil zu Hause
und bastelte an all den oben genannten Projekten rum.
Erste
Priorität war Wärme.
Der
komplette Fußboden ist mit zwei Schichten dicker Verpackungspappe
ausgelegt. Am Anfang hatten wir nur zwei Teppiche und an den
restlichen Stellen schaute überall der Karton raus. Doch mit der
Zeit fanden wir immer mehr Teppiche, sodass nun der gesamte Boden mit
weichem Fußschmeichler ausgelegt ist. Allein diese Maßnahme machte
die Yurte schon deutlich wärmer, da alle Ritzen, wo Zug entstehen
konnte, mit einigen Schichten aus Karton und Teppich überdeckt
wurden. So wurde das ganze auch viel weicher und ansehnlicher. Um dem
noch eins drauf zu setzen klebte ich die Wandplane mit Gaffa am
Fußboden sowie die Dachplane mit der Wandplane fest. Wo vorher
überall Ritzen und Löcher waren, gab es nun keine Möglichkeit mehr
für die böse kalte Luft in unser Haus zu strömen. Das machte einen
riesigen Unterschied. Es gab so gut wie keinen Zug mehr, zumindest
nicht im Vergleich zu dem, was vorher in der Yurte abgegangen ist.
Das
nächste war das Plumsklo. Circa 30m von der Yurte weg, den Hang hoch
und weit genug weg vom Bach (mindestens 50m!!!) gab es ein kleines
Miniplateau, das sich geradezu anbot für ein Klo. Mir graute es
etwas bei dem Gedanken mit bloßen Händen ca. 2m tief in den Boden
zu graben. New Hampshire ist dafür bekannt Steine zu züchten. Der
Staat wird auch Granite State genannt, weil alle Böden mit
Milliarden von Steinen übersät sind – ich nehme mal an ein
Überbleibsel aus der Eiszeit. Doch zu meiner Überraschung ging es
viel besser als erwartet. Mir kamen zwar dutzende Fußball und
Faustgroße Broken in die Quere, doch der Rest war fast nur lockerer
Sand. Mit Spitzhacke und Schaufel grub ich mich im Nu immer tiefer
und tiefer. Das Loch hat ungefähr einen Durchmesser von 50cm und ab
einer gewissen Tiefe musste ich mich hinein hocken und eine
Plastikschüssel zwischen meinen Beinen mit den Händen füllen, um
noch tiefer zu kommen. Mit Schaufel und Runterbeugen war da nichts
mehr zu machen. Als ich endlich so tief war, dass ich nicht mehr raus
gucken konnte, hörte ich auf. Das müsste doch für eine sehr lange
Zeit reichen.
Ich
dachte, dass das Loch die nervigste Arbeit deises Projektes sein
würde, doch es sollte anders kommen. Der Bau des Häuschens stellte
sich als sehr viel anspruchsvoller heraus. Das Problem war, dass ich
nur Holz von der Müllhalde zur Verfügung hatte. Alle Bretten waren
unterschiedlich lang, breit und dick und ih konnte nicht gerade
behaupten, dass ich Baumaterial in Massen zur Verfügung hatte. Jedes
Brett musste also seinen Platz finden und die Handsäge durfte nur in
äußerstem Notfall gebraucht werden. Ich wollte ja nicht zwei lange
Bretter in vier kurze zerschneiden, nur um dann 10 min später fest
zu stellen, dass ich zwei lange Bretter brauche, nun aber keine mehr
da sind, da ich sie ja zersägt habe. Die Hütte sollte ja auch so
gut es geht regendicht sein, eine ordentliche Schneelast aushalten
und zudem noch niedlich aussehen. Also hieß es für viele Stunden:
viel Nachdenken, Rumpuzzeln und ein schickes Patchwork-Häuschen
aufzustellen, in dem es sich auch angenehm Geschäfte machen ließ.
Fünf Tage ungefähr hats gedauert – drei Tage länger als erwartet
– doch das Resultat konnte sich sehen lassen. Sogar drei kleine
Fensterchen konnte ich reinbauen, sodass man genug Licht hat, um eine
Zeitung zu lesen. Und gelesen habe ich bisher schon viel da drin.
Nachdem der Haufen im Loch angekommen ist, gibt man einfach eine
handvoll Holzasche oder Sägespäne hinzu und der Geruch ist somit
relativ vernachlässigbar. Für Pinkelpausen haben wir einen Eimer in
der Yurte, der in einer Holzbox steht. Da liegt eine Klobrille und
ein Deckel drauf und wenn wir pullern müssen, dann dort hinein. Es
wäre einfach nicht effektiv 10 mal am Tag die Tür aufzumachen,
kalte Luft herein zu lassen, selbst auszukühlen und im Endeffekt
mehr Holz zu verbrennen, nur um draußen pissen zu gehen. Beckys
gesamte Famiele fragte entbrüstet: „Wie, ihr pisst voreinander?
Das ist ja eklig!“. Becky fragte im Gegenzug: „Wie, ihr pisst
nicht voreinander? Was habt ihr denn für Komplexe?“. Wir sind der
Meinung, dass wenn man verheiratet ist, besonders seit 30 Jahren oder
so, es irgendwie komisch ist, wenn man nicht mal voreinander auf
Toilette gehen kann. Es gab da also ein paar witzige Moment mit
Beckys Familie, worüber dann aber doch alle schmunzeln mussten.
Der
Eimer wird natürlich jeden oder jeden zweiten Tag ausgekippt und
NEIN: es stinkt nicht!!!
Nach
einigen Tagen zum Bach hinunter balancieren, nur um den Topf mit
Nudelwasser aufzufüllen, ging uns dann langsam auf den Geist. Die
neue und schon geplante Lösung musste her. Wie der Zufall es so
wollte, fanden wir bei einer unserer Sperrmüllsichtigungen einen
langen, intakten Gartenschlauch. Mit diesem installierte ich ein
Syphon. Für die, die nicht wissen, was ein Syphon ist: Man fülle
den Schlauch mit Wasser und hänge ein Ende in eine Wasserquelle (in
unserem Fall der Bach 30m hangaufwärts). Nun lege man den Schlauch
über Stock und Stein (sogar bergauf in Relation zu dem Ende, was
bereits im Wasser hängt) und bringe das andere Ende wohin man es
will (es muss nur auf geringerer Höhe sein als der Anfang) und dann
kann man beide Enden öffnen und das Wasser fließt. Naja, das sollte
nun aber jeder noch aus dem Physikunterricht wissen (5. Klasse soweit
ich mich erinnere). Mit diesem Syphon konnte ich das Ende des
Schlauches direkt an die Yurte ran bringen. Wir müssen zwar immer
noch zur Tür hinaus und ein paar Meter laufen, aber daran gewöhnt
man sich. Alle zwei Tage füllen wir unseren 20l Kanister auf, der
genaug Wasser fasst zum Kochen, Geschirr spülen und Duschen.
Hier
sind wir nun beim Geschirr spülen und Duschen. Duschen – für
viele das wohl interessanteste Thema.
„Wie
wascht ihr euch denn?“ ist eine berechtigte Standartfrage. Und
nein, wir warten nicht ein paar Wochen bis wir völlig verklebt und
verkeimt mal zu Besuch bei Beckys Eltern sind. Wir haben unsere
eigene Methode: gegenseitig ablecken!!! Ach quatsch.
Wir
haben einen ziemlich großen quaderförmigen Topf, den wir mit Wasser
füllen und auf den Ofen stellen. Da der Ofen sowieso an ist und
heizt und bietet sich es perfekt an, um Propangas aus der Küche zu
sparen. Sobald das Wasser heiß genug ist oder sogar kocht (im
Idealfall ca. 30min für ca. 15l) gehen wir raus auf die Terasse,
dich ich in der Zwischenzeit aus Paletten gebaut habe, mixen dort in
einer kleinen Wanne das heiße mit kaltem Wasser, um uns nicht zu
verbrennen und mehr Duschwasser am Ende rausbekommen und dann duschen
wir uns einer nach dem anderen gegenseitig mit einer Kanne. Das
reicht ganz locker für zwei Personen und ist viel angenehmer, als
man denkt. Ich kannte diese Variante des Duschens ja schon aus
Indien, doch Becky war vor dem ersten Mal höchst verängstigt und
brauchte eine halbe Stunde und viel Ermutigung meinerseits, bis sie
sich auf die Terasse getraut hat. Ich gebe zu es war kalt, unter dem
Gefrierpunkt, doch ich weiß auch, dass sobald das warme Wasser über
den Körper läuft (und der Trick ist natürlich so kontinuierlich
wie möglich – a.k.a. mit zwei Kannen abwechselnd), es ziemlich
egal ist, wie kalt es draußen ist. Alles was man fühlt ist warmes
reinigendes Wasser, das den Körper runter läuft. Wir verwenden
natürlich nur Ökoseife und auch nur in geringen Mengen. Auf diese
Art zu duschen löst zugleich auch das Problem der heutigen
Wasserverschwendung zum Teil durch exzessives Duschen. Wir haben
ungefähr 3-5 min Kannenduschen pro Person zur Verfügung. Das reicht
um sich abzuspülen, einzuseifen, abzuspülen und ein paar Liter
einfach nur so zum Genuss über zu gießen. Und wenn dann das Wasser
alle ist, dann ist es alle. Da kann man noch so lange in die Kanne
starren – die füllt sich nicht wieder. Das einzige was passiert
ist: es bilden sich in kürzester Zeit Eisperlen, wo vorher
Wassertröpfchen waren und die Terasse wird zur Schlittschuhbahn.
Auch dreht man nicht einfach nur den Hahn auf und das Wasser fließt.
Nein, man muss für seine Dusche arbeiten! Topf füllen und auf den
Ofen stellen, eine halbe Stunde warten, Wasser rum- und numfüllen
und sich dann in erotischer Zweieraktivität duschen. Das ist schon
ein kleinerer Aufwand und man überlegt sich zweimal, ob man mal eben
schnell „unter die Dusche hüpft“. Was ich damit sagen will ist,
dass sich unsere Säuberungsaktionen auf ca. zwei mal die Woche
beschränken. Ich behaupte jetzt mal: das hilft der Haut (jeden Tag
duschen ist einfach nicht gesund, schon gar nicht mit Seife!!!) und
der Umwelt (weniger Wasserverbrauch, weniger Abwasser). Ich weiß,
viele werden jetzt sagen: „Boaaahhhhh, nääää – das wär mir
viel zu umständlich“. Doch ich sage, nach 3 mal duschen hat man
sich dran gewöhnt und kennt nix mehr anderes. Standarts und Konsum
lassen sich angewöhnen, doch sie lassen sich auch wieder abgewöhnen,
sofern es denn angebracht und notwendig ist (wo jeder selbst
entscheiden muss, wann das der Fall ist).
Nachdem
alle sanitären Einrichtungen einsatzbereit waren, folgte der letzte
große Schritt ins 21. Jahrhundert: elektrischer Strom. Wie schon
weiter oben erwähnt liegt J&J's Haus nur ungefähr 100m von
unserer Yurte weg. Da kommt man gerade noch so mit
Verlängerungskabeln hin. Beckys Vater hat drei Kabel mitgegeben und
wir haben uns ein heavy duty Kabel gekauft. Dieses hängt in einer 20
Amper Steckdose am Haus und führt an der Wäscheleine hängend (die
wird im Winter nicht gebraucht) in den Wald, wo es am Boden liegend
Richtung Yurte führt. In das Ende ist das nächste Kabel gesteckt
usw. bis in die Yurte, wo eine Verteilerdose mit sechs Steckplätzen
liegt. Diese sechs Steckplätze sind alles, was wir brauchen
(wollen). Zwei Energiesparlampen, eine Weihnachtsleuchterkette, ein
Laptop-Ladegerät, ein Netzteil von der Stereoanlage (fetter Sound
bei 36 Watt!!!) und ein Ventilator, der am Deckenring hängt und
warme Luft von oben in den Wohnbereich bläst (Ganz Nebenbei, das
verbessert die Gemütlichkeit ganz erheblich! Am Boden kann es
eiskalt sein, während es direkt unter dem Dachring Saunatemperaturen
sind. Ein leiser Ventilator gleicht das auf wunderbare Weise aus.)
Somit
verbrauchen wir ziemlich genau 300 Watt, wenn alles angeschaltet ist.
100M Leitung auf vier Kabel verteilt ist wohl schon arg grenzwärtig
was die Sicherheit und den Energieverlust angeht aber wir wollen
damit ja keinen elektrischen Heizer betreiben, der die Strippe
wohlmöglich zum Schmelzen bringen könnte. Bei 300 Watt
Maximalleistung sollte das kein Problem sein. Und Jason hat mit
seinem Ampmeter mal getestet, wieviel Strom wir auf die Länge
verlieren: so gut wie gar nichts. Wir haben einen Ministaubsauger mit
150 Watt Leistung, den wir nur anschalten, wenn andere „größere“
Geräte ausgeschaltet sind. Das ist die einzige Vorsichtsmaßnahme,
die wir berücksichtigen.